Zweite Ausschreibung: Drei weitere Projekte ausgewählt

Zweite Ausschreibung: Drei weitere Projekte ausgewählt
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In der zweiten Ausschreibung von NFP 84 wurden drei neue Forschungsprojekte ausgewählt, die die gesellschaftlichen Aspekte neuer Pflanzenzüchtungsverfahren beleuchten und Anfang 2026 starten.

NFP 84 untersucht den Nutzen neuer Pflanzenzüchtungsverfahren und befasst sich mit ihrer Verankerung in der Gesellschaft. Die erste Ausschreibung konzentrierte sich auf die technische Umsetzbarkeit, die zweite auf die Module 2 und 3 (Ethik, Gesellschaft und Wirtschaftlichkeit sowie Regulatorische Fragen). Die neu ausgewählten Projekte stärken das Potenzial des Programms, soziale Herausforderungen anzugehen und die öffentliche Auseinandersetzung und Kommunikation zu fördern.

Von moralischen Grundlagen bis Medienvielfalt

Eines der Projekte untersucht, wie eine polarisierte öffentliche Debatte ein konstruktives Engagement für Pflanzenzüchtungsverfahren behindern kann. Unter der Leitung von Stephen Milford (Universität Basel), Gabriele Balbi (Università della Svizzera italiana) und Mirjam Hauser (Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW) befasst sich dieses Projekt damit, wie moralische Grundlagen festgefahrene Positionen in Diskussionen prägen, die zunehmend in den sozialen Medien stattfinden. Zudem erforscht es, wie moralische Werte und Bedenken – beispielsweise Schaden/Fürsorge oder Fairness/Gegenseitigkeit – die Einstellungen und Meinungen der Bevölkerung zu neuen Pflanzenzüchtungsverfahren beeinflussen. Indem es diese moralischen Grundlagen darstellt und Möglichkeiten testet, wie sich Argumente umformulieren lassen, um bei unterschiedlichen Zielgruppen anzukommen, möchte das Projekt der Polarisierung entgegenwirken und einen konstruktiveren Dialog fördern.

Ein weiteres Projekt unter der Leitung von Rui Mata von der Universität Basel beleuchtet, wie die Kommunikation rund um neue Züchtungsverfahren ein in Bezug auf Sprache, Kultur und Mediengewohnheiten vielseitiges Publikum erreichen kann. Es wird den öffentlichen Diskurs in der Schweiz der vergangenen Jahrzehnte analysieren, um zu verstehen, wie sich die Argumente rund um die Pflanzenzüchtung entwickelt haben, welche Themen immer noch aktuell sind und welche Wahrnehmungen weiterhin bestehen. Das Projekt wird zudem die psychologischen und kulturellen Faktoren herausarbeiten, die den Wahrnehmungen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen zugrunde liegen. Abschliessend wird untersucht, welche Kommunikationsstrategien und Formate – von klassischen Medien bis hin zu Kurzvideos und digitalen Plattformen – jeweils am effektivsten sind, um verschieden Zielgruppen zu erreichen und anzusprechen.

Das dritte Projekt untersucht weshalb Produkte, die mit Genomeditierung entwickelt wurden, trotz bedeutender wissenschaftlicher Fortschritte in den letzten zehn Jahren auf den europäischen Märkten nur schwer Fuss fassen können. Die Arbeit von Véronique Boillet (Université de Lausanne) und Christine Frison (Universität Lüttich, Belgien) beleuchtet, wie durch den langjährigen, rechtlichen und institutionellen Rahmen in der Schweiz und der EU eine Pfadabhängigkeit entstand, die die Diskussion rund um neue Pflanzenzüchtungsverfahren verlangsamt. Das Team wird bestehende und neue Regulierungen sowohl aus rechtlicher als auch aus philosophischer Sicht analysieren.

Der Weg in die Zukunft

Zusammen werden die drei neuen Projekte die Kapazitäten von NFP 84 erweitern, um die nichttechnischen Herausforderungen anzugehen, die die Zukunft der Pflanzenzüchtung in der Schweiz bestimmen. Sie schaffen ein soziales und kommunikatives Verständnis sowie rechtliche Klarheit auf einem Gebiet, das durch schnelle wissenschaftliche Entwicklung und dynamische öffentliche Erwartungen geprägt ist. Ihre Erkenntnisse werden somit eine solide wissenschaftliche Grundlage schaffen und das Vertrauen in der Öffentlichkeit stärken. Sie unterstützen die Schweiz dabei, die Chancen und Herausforderungen neuer Technologien in der Pflanzenzüchtung verantwortungsvoll zu beurteilen und zu begleiten.